Featured

Rede Dominique Boueilh, Präsident des Comite International de Dachau

Appelplatz B2013Bild KZGedenkstätte Dachau Guido Hassel und Stiftung Bayerische Gedenkstätten

 

 

 

Rede anlässlich der Gedenkveranstaltung am 30. April 2023

 

Dominique Boueilh, Präsident des CID

 

 

 

Es ist mir eine große Ehre, mich in meiner Eigenschaft als neuer Präsident des CID an Sie alle zu wenden. Seit vielen Jahren beteilige ich mich am Leben des Internationalen Dachau-Komitees und an den jährlichen Gedenkfeiern zur Befreiung des Lagers. Dennoch will ich nicht verhehlen, dass ich in diesem Moment von großen Emotionen überwältigt bin.

Gestatten Sie mir, an meinen Vater, Didier Boueilh, zu denken.
Er war 18 Jahre alt, genau so alt wie sein hier anwesender Urenkel Enzo, und kam am 5. Juli 1944 mit dem unheimlichen Konvoi 7909, dem sogenannten "Todeszug", im Lager Dachau an, das er wie durch ein Wunder überlebte. Im Morgengrauen des 29. April 1945 wurde er von amerikanischen Soldaten befreit, denen er sein ganzes Leben lang unendlich dankbar war.

Für das Ende der Leiden Tausender Häftlinge, für diese wiedergewonnene Freiheit müssen wir uns heute alle durch die Anwesenheit von Befreiern unter uns geehrt fühlen, die aus ihrer Jugend gerissen wurden, um ein Europa, das ihnen fern war, von den Nazi-Invasoren zu befreien.

 

Ich möchte auch meinem Vorgänger General Jean-Michel Thomas und seinem gesamten Team für die während seiner beiden Amtszeiten durchgeführten Aktionen und die engen Beziehungen zur Stiftung der bayerischen Gedenkstätten und zur Gedenkstätte des Lagers Dachau meine große Anerkennung aussprechen. Diese Verbindungen haben es insbesondere ermöglicht, die Gesundheitskrise mit Resilienz und Solidarität zu überstehen. Dafür möchte ich an dieser Stelle im Namen des CID dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und der KZ-Gedenkstätte Dachau meinen aufrichtigen Dank aussprechen.

 

 

2023 04 30 DAH 78 Befreiungsfeier GHassel 62KlBild KZGedenkstätte Dachau Guido Hassel und Stiftung Bayerische Gedenkstätten

 

Mit Freude kehren wir heute zum öffentlichen, warmen und brüderlichen Charakter unserer Gedenkfeiern zurück. Die Zeit der Projekte und unseres Engagements ist wieder da, noch stärker und motiviert durch den Kontext einer besorgniserregenden europäischen Aktualität und durch die anhaltenden Angriffe auf unsere Grundwerte.

Unser erster Wille wird darin bestehen, das neue Projekt zur Renovierung der Gedenkstätte zu unterstützen und zu begleiten. Es ist ein innovatives, ehrgeiziges und notwendiges Projekt, um das Interesse der neuen Generationen zu wecken. Wir sind zuversichtlich, dass die verschiedenen Akteure zusammenkommen werden, um die aktuellen und inhärenten Schwierigkeiten eines Projekts dieser Größenordnung zu überwinden. Die Vision eines renovierten Gedenkfeldes, das seiner ursprünglichen Aufgabe treu bleibt, kann dann vollendet werden. Es wird auf dem Erbe der 1965 errichteten Gedenkstätte Dachau aufbauen, die für das Internationale Dachau-Komitee sehr wertvoll geblieben ist.

Schließlich darf unser Aktionsfeld nicht an den Mauern dieser Anlage enden. Das Gedenken an die Deportation muss in allen Ländern unseres Europas fortgesetzt werden, um das Bewusstsein und die Verantwortung jedes Bürgers zu wecken, um dem Anstieg der Extreme entgegenzutreten und um unsere Demokratiemodelle zu schützen. Es ist unsere Aufgabe, dieses Gedenken überall dort, wo es schwächer wird, wiederzubeleben und zu begleiten, durch unsere nationalen Vertretungen und die dafür zuständigen Instanzen in jedem Land, aber auch durch die Zusammenarbeit mit anderen internationalen Komitees. Das Internationale Dachau-Komitee wird diesem Ziel auch weiterhin sehr verpflichtet sein.

 

 

 

2019IMG 7995Bild CID Gianluca Mazzullo

 

 

Das Gedenken an die Lager ist verbindend und ein Anknüpfungspunkt für die Nachkommen der Deportierten. Sie bleibt die untrennbare Verbindung zwischen dem Verbrechen der Vergangenheit und den Hoffnungen auf eine friedliche Welt, die frei von jeglicher Verletzung der Menschenwürde ist.
Die Opfer unserer Helden von gestern und die enormen Anstrengungen, die in diese Gedenkstätte gesteckt wurden, dürfen nicht vergeblich bleiben.
Nur Sie, verehrtes Publikum, können unsere Hoffnungen, Ihre Hoffnungen, nach Ihrem Besuch an diesem Ort zur Realität von morgen machen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit

 facebookTRANSP