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Zámečník-Preis des Jahres 2023 an Herrn Joscha Döpp

Zámečník-Preis des Jahres 2023 an Herrn Joscha Döpp 

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Die Jury des CID hat den Stanislav Zámečník-Preis des Jahres 2023 an Herrn Joscha Döpp verliehen für seine Masterarbeit im Fach Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main mit dem Titel

„Angeklagt des Massenmords in der Ukraine“.


Die bundesdeutschen Ermittlungen gegen den SS-Hauptsturmführer Kuno Callsen und der Darmstädter  insatzgruppenprozess(1960–1968).

 

 
 

Die Arbeit

Die Arbeit umfasst eine kasuistische Analyse eines NS-Prozesses in den späten 1960-Jahren, der unter Federführung des hessischen Generalstaatsanwaltes Dr. Fritz Bauer durchgeführt wurde. Herr Döpp schreibt in der Einleitung seiner Arbeit:


Am Morgen des 2. Oktobers 1967 wurden dem Schwurgericht am Landgericht Darmstadt elf Angeklagte vorgeführt. Unter ihnen befanden sich mehrere kaufmännische Angestellte, ein Tankstellenpächter, ein Steuersekretär im Ruhestand sowie ein Bankdirektor. Im Blitzlicht der Presse betraten die Männer in gepflegten Anzügen den Schwurgerichtssaal. „Nicht so stolz wie einst“, kommentierte eine Lokalzeitung, verbargen einige von ihnen ihre Gesichter hinter Hüten oder Sonnenbrillen. Den elf Männern war gemein, dass sie 1941 als Angehörige des Sonderkommandos 4a (Sk 4a) der Einsatzgruppe C in der Ukraine an Massakern an der jüdischen Zivilbevölkerung beteiligt gewesen waren. Als „Mittäter“ respektive „Gehilfen“ waren sie des Mordes an 80.000 Menschen angeklagt.

Babyn Jar InfoBabyn Jar Bild Gordon Roemhild, Wikimedia Commons

 

 

 

 

Auf ihrer Marschroute, die sie bis Ende 1941 quer durch die zentrale und nördliche Ukraine geführt hatte, hatten die Teilkommandos des Sk 4a eine regelrechte Blutspur hinterlassen – das wohl größte Massaker hatten sie Ende September 1941 in der nahe Kiew gelegenen Schlucht Babyn Jar angerichtet: binnen zweier Tage waren dort von Männern des Sk 4a in Kooperation mit dem Stab des Höheren SS- und Polizeiführers (HSSPF) Russland-Süd, Friedrich Jeckeln, sowie Wehrmachtsangehörigen 33.771 Jüd:innen aus Kiew ermordet worden. .....

 

 

 

 

 

Erst im Jahr 1960 stießen Ermittler der 1958 gegründeten Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltung zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen in Ludwigsburg, kurz: Zentrale Stelle auf Kuno Callsen und die Verbrechen des Sk 4a. ....

Als der Gerichtsvorsitzende des Darmstädter Schwurgerichts, Vinzenz Paquet, am 2. Oktober 1967 um halb 9 Uhr morgens die Verhandlung gegen Callsen und seine zehn Mitangeklagten eröffnete, standen zum ersten Mal in der bundesdeutschen Justizgeschichte die Verbrechen des Sk 4a, darunter das berüchtigte Massaker von Babyn Jar, vor Gericht.

Folgende Fragen stehen in der Masterarbeit im Mittelpunkt:

Wie kam es, dass Callsen und seine ehemaligen Kameraden des Sk 4a bis in die 1960er Jahre in der Bundesrepublik unbescholtene Leben hatten führen können, und unter welchen Bedingungen wurde die Strafverfolgung ihrer Verbrechen schließlich aufgenommen?

Auf welche Wissensbestände zum Sk 4a konnten sich Jurist:innen in den 1960er Jahren stützen und inwiefern leisteten sie Grundlagenforschung in Bezug auf die Verbrechen des Sk 4a und präfigurierten damit historiografische Narrative des Holocaust?

Wie verlief der Prozess und welche Verteidigungsstrategien und Täterselbstverständnisse traten in seinem Verlauf zutage? Und nicht zuletzt:

Welche Bedeutung hatte das Urteil des Darmstädter Schwurgerichts in seinem rechtshistorischen Kontext und welche Öffentlichkeitswirksamkeit entfaltete der Prozess?

 

 

weitere informationen:

wikipedia Massaker von Babyn Jar

 

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