Aktivitäten 2022
Aus Anlass des 85. Jahrestages des 1. Dachau-Transportes aus Österreich (1. April 1938) fand bei der Gedenktafel am Wiener Westbahnhof eine Gedenkfeier statt, bei der der Vorsitzende der Österreichischen KZ-Gemeinschaft Dachau eine Rede hielt.
Im Bahnhofsgelände wurde eine Kette mit Namenstafeln der Personen ausgehängt, die mit diesem Transport in das KZ-Dachau gekommen sind, unter ihnen der spätere Österreichische Bundeskanzler Alfons Gorbach.
Ernst Berger sagte bei dieser Gedenkfeier:
Wir versammeln uns hier im Gedenken an ein Ereignis, das vor 85 Jahren stattfand. Was war damals geschehen?
2 Wochen nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurden Österreicher aus allen politischen Lagern nach Dachau gebracht. Uns und andere daran zu erinnern ist wichtig. Noch wichtiger ist es, die damaligen Ereignisse zu verstehen und daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen.
Was war Dachau? Dachau war eine Kleinstadt bei München. Dort wurde auf einem ehemaligen Fabriksgelände eines der ersten Konzentrationslager errichtet und zwei Wochen nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 in Betrieb genommen.
Wer waren die Nationalsozialisten? Eine Partei, die in den 1920-er Jahren in Bayern von den lokalen Familien des Großbürgertums gefördert und gesellschaftsfähig gemacht wurde und so aus der Bedeutungslosigkeit aufgestiegen ist. Sie wurde trotz ihres klar antisemitischen und kriegsorientierten Programms, das Adolf Hitler 1925 in „Mein Kampf“ publizierte, gefördert, ungeachtet des Putschversuchs, den er angezettelt hat. 1933 wurde Hitler – ohne politische Notwendigkeit – zum Reichskanzler bestellt. Zwei Wochen danach wurden die politischen Gegner – Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter – in das Konzentrationslager Dachau gebracht, misshandelt und totgeschlagen.
Die Lehren daraus: Eine ursprünglich bedeutungslose Kleinpartei wurde nicht zufällig zur Triebkraft der größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Dahinter stand die systematische Förderung durch die bürgerlichen und christdemokratischen Kräfte. Daran müssen wir heute erinnern angesichts politischer Entwicklungen, die wiederum rechtsradikale Gruppen gesellschaftsfähig machen. Das ist der zentrale Inhalt unseres heutigen Gedenkens.